Lasst es wundervoll sein, oder lasst es abscheulich sein. Solange es nur aussergewoehnlich ist.
Nachdem die Kyritzer Bürger 1381 den Ritter Curt von Bassewitz besiegt hatten, beschloss der Rat der
Stadt Kyritz zum Gedächtnis dieses Tages, der die Errettung der Stadt gebracht hatte, alljährlich am
Montag nach Invocavit (Montag nach Aschermittwoch) ein Lob - und Dankfest mit Gottesdienst und Austeilung
von Almosen, zu feiern. 1411 belagerte der Ritter von Bassewitz abermals die Stadt und wurde beim
Eindringen durch einen unterirdischen Gang gefangen genommen und mit seinem eigenem
Schwert, das sich bis heute im Rathaus befindet, hingerichtet.
Und so ist das Bassewitzfest über 700 Jahre in Kyritz begangen worden. Wie überliefert ist, soll früher
die Stadt öfter beabsichtigt haben, die Feier einzustellen, jedes Mal ist dann aber den Bürgern ein großes
Unglück, wie Großfeuer, Missernten, Pestepidimien usw. zugestoßen.
Das Fest wurde durch Gottesdienst am Vormittag gefeiert. Danach standen der Bürgermeister und die
Ratsherren an der Kirchentür bereit und verteilten an die Kirchbesucher ein “Rundstück”. Das sind große
Brötchen, welche in seiner Form die Steine versinnbildlichen sollen, die den fliehenden Bassewitz
nachgeworfen wurden. Die städtischen Beamten sowie die Stadtarmen erhielten je ein Brot und die
Schulkinder kleine Geldgeschenke. Außerdem wurden und werden noch heute nur an diesem Tage die
“Hedwecken” in Kyritz gebacken. Das ist ein besonderes Weißgebäck mit Zuckerguss und Rosinen.
Im laufe des 20. Jahrhunderts kam es in Mode den Sieg der Kyritzer Bürger, über den Raubritter Bassewitz
mit kleinen Spielszenen in den Schulen nach zu stellen. Walter Siegmann, der Lehrer an der Goethe Schule
war, schrieb das Heimatstück „Bassewitz vor Kyritz stand“. Dieses Theaterspiel wurde zur 700 Jahrfeier
der Stadt im Saal des „Deutschen Hauses“ aufgeführt.
Nach 1949 wollte die herrschende SED- Regierung das “Bassewitzfest” nicht alleine der Kirche überlassen
und so regte man an, selbst ein ideologisch angepasstes “Bassewitzfest” mit einer Theateraufführung
zu veranstalten. Der Lehrer Will Anders schrieb daraufhin das Schauspiel “Der Bassewitz sinnt wieder Krieg”.
Nach vielen, von den regierenden Behörden geforderten Änderungen, kam das Theaterstück beim
ersten “Bassewitzfest” 1955 endlich zur Aufführung. Doch, um sich abzugrenzen, feierte man dieses
Fest nicht wie üblich am Montag nach Invocavit, sondern verlegte es in den Sommer. 1960 wurde das
Theaterstück zum letzten Mal aufgeführt und es verschwand in der Versenkung bis es 1987 zur 750 Jahrfeier
der Stadt Kyritz noch einmal in stark zensierter Form aufgeführt wurde.
Die Wende kam und so boten sich plötzlich ganz neue Möglichkeiten. 1994 trafen sich ca. 100 Bürger,
um die Tradition des “Bassewitzfestes” wieder neu zu beleben. 1995 wurde das Schauspiel
“Der Bassewitz sinnt wieder Krieg” vor 3000 Zuschauern wieder aufgeführt. 1997 waren es 6000 Zuschauer
die bei strahlenden Wetter das Bühnenspektakel feierten.
Bis 2009 wurde nun alle zwei Jahre in Kyritz erfolgreich gefeiert. Mit einer neu gewählten Stadtregierung, die sich für
die Tradition leider nicht begeistern konnte, starb diese zum Kummer der Kyritzer Bürger aus.
Szene
C
Kurt von Bassewitz
Walter Timm 1955-1958
Eckhard Kutzer 1994 - 2009
Thomas Reiche 2009 -
Die Darsteller des
Eintrag in der Ratsbibel der Stadt Kyritz
Geschichte des Kyritzer Bassewitzfestes
Willi Otte 1937
(von 1955 - 1960 Bassewitz im Festumzug)
Rainer Lewe 1987 / 1988
Im Jahr 1381 am Montag nach Invocavit
hatten Feinde und Strassenraeuber bereits
die Mauern der Stadt Kyritz besetzt, sie
wurden aber mit goettlicher Hilfe von den
tapferen Buergern zurueckgeschlagen.
1. Eintrag in der Kyritzer Ratsbibel:
2. Eintrag in der Kyritzer Ratsbibel:
Im Jahr 14... am Tag des heiligen Kilian
dieselbe Stadt, Kyritz genannt, von Feinden
eng eingeschlossen wurde, bis auf den
St. Magarethenstag. Aber sie wurde wiederum
glorreich von Gott erretet, welchem sei
Lob, Ehre und Ruhm, in allen Zeiten. Amen.
Über die beiden Überfälle auf die Stadt Kyritz berichtet die alten reihnisch niedersächsischen Kyritzer
Ratsbibel in zwei Einträgen: